Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) breitet sich auch in NRW aus und sorgt verständlicherweise für Verunsicherung, ist für die allermeisten Menschen jedoch kein akutes Gesundheitsrisiko, wohl aber ein Problem für Bienen und andere Insekten. Aus Sicht der Grünen Landtagsfraktion ist ein sachlicher, entschlossener und zugleich verhältnismäßiger Umgang wichtig: Informiert bleiben, Insekten schützen, Panik vermeiden und Verantwortung nicht auf Ehrenamtliche abschieben.
Die Ausbreitung der invasiven Asiatischen Hornisse in NRW nimmt stark zu. Sie gilt inzwischen als etabliert; eine vollständige Ausrottung ist nicht möglich. In keinem Land Europas ist es gelungen, die Ausbreitung dieser Art auch durch noch so intensive Bekämpfung messbar zu beeinflussen. Die Art steht auf der EU Liste prioritärer invasiver Arten, und Fachleute rechnen mit einem weiteren Anstieg der Nester und Meldungen in NRW.
Gleichzeitig gilt: Für Menschen ohne Insektengiftallergie unterscheidet sich das individuelle Gesundheitsrisiko durch die Asiatische Hornisse nicht grundlegend von dem durch heimische Wespen oder Hornissen. Wichtig sind daher Aufklärung, Vorsicht im Umgang mit Nestern und ein starker Fokus auf den Schutz von Bienenvölkern und Biodiversität.
Was die Asiatische Hornisse problematisch macht
Die Asiatische Hornisse stammt ursprünglich aus Südostasien und wurde 2004 durch Handelsware nach Südfrankreich eingeschleppt. Aufgrund des Klimawandels und fehlender natürlicher Feinde hat sie sich dort gut etabliert und immer weiter in Richtung Norden ausgebreitet. Sie ist ein sehr effizienter Beutegreifer und erbeutet gezielt Honigbienen und andere Insekten vor den Fluglöchern der Völker sowie im Umfeld blütenreicher Flächen. Fachleute erwarten, dass sich die Populationen der Asiatischen Hornisse in den kommenden Jahren deutlich erhöhen wird. Im schlimmsten Fall kann dies die Bestäuberleistung der Bienen (zusätzlich zu anderen Ursachen des Insektensterbens) negativ beeinflussen.
Insbesondere in dichtbesiedelten Räumen kann die Asiatische Hornisse zum Problem werden, wenn sie sich gestört fühlt. Sie ist zwar nicht giftiger als heimische Hornissen, verteidigt ihr Nest jedoch durchaus aggressiv.
Unsere grüne Perspektive
Aus unserer Sicht ist der Umgang mit invasiven Arten wie der Asiatischen Hornisse Teil einer umfassenden Biodiversitäts und Klimaschutzpolitik. Der weitere Klimawandel begünstigt das Auftreten neuer Arten; deshalb setzen wir auf konsequenten Klimaschutz, starke Naturschutzbehörden und ein wissenschaftsbasiertes Management dieser Arten. Im Landtag und auf kommunaler Ebene fordern und unterstützen wir Maßnahmen, die über reines Reagieren auf Einzelfälle hinausgehen: Monitoring, klare Zuständigkeiten, bessere Ausstattung der Behörden und eine faire Aufgabenverteilung zwischen Land, Kommunen und Ehrenamt. Entscheidend ist, dass der Schutz von Bienen, Wildinsekten und Biodiversität nicht von der finanziellen Leistungsfähigkeit einzelner Kommunen oder privater Akteure abhängt.
Was jetzt politisch nötig ist
Aus grüner Sicht gehören zu einem verantwortlichen Umgang mit der Asiatischen Hornisse unter anderem folgende Punkte:
- Ausbau des landesweiten Monitorings des LANUK, um Vorkommen systematisch zu erfassen.
- Erarbeitung eines Konzeptes, das aufbauend auf dem Monitoring Prioritäten bei der Nestbeseitigung setzt.
- Enge Einbindung der Imkerschaft, Naturschutzverbände und Kommunen in runde Tische und Fachnetzwerke, um Wissen aus der Praxis zu nutzen und regionale Besonderheiten zu berücksichtigen.
- Finanzielle Unterstützung der Nestentfernung an Gefahrenpunkten durch ehrenamtliche und professionelle Nestentferner. Die entsprechenden Mittel dafür haben wir im Haushalt 2026 bereits verankert; zuständig ist das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MLV).
- Gezielte Information der Öffentlichkeit über den Umgang mit der Asiatischen Hornisse.
Dabei ist wichtig, dass Maßnahmen stets naturverträglich, fachlich begründet und transparent kommuniziert werden, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu sichern und um neben der Asiatischen Hornisse keine anderen Arten zu gefährden.
Was Bürgerinnen und Bürger tun können
Bürgerinnen und Bürger spielen eine wichtige Rolle bei der Eindämmung der Ausbreitung, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Wichtig ist:
- Verdächtige Tiere möglichst fotografieren und melden, damit Expertinnen und Experten die Funde bewerten können. Fundstellen können online im Neobiota-Portal des LANUK eingetragen werden; in den Kreisen sind in der Regel die Unteren Naturschutzbehörden ansprechbar.
- Auf keinen Fall eigene Beseitigungsversuche an Nestern vornehmen, sondern Fachbetriebe bzw. die zuständigen Behörden kontaktieren, um Risiken für Menschen und Umwelt zu vermeiden.
- Insektengiftallergiker sollten wie bei Wespen- und Honigbienenstichen Vorsichtsmaßnahmen und Notfallmedikation mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen.
- Durch naturnahe Gärten, Blühflächen und Verzicht auf Pestizide insgesamt die Widerstandskraft der heimischen Insektenwelt stärken, damit Ökosysteme gegenüber Belastungen robuster werden.
Viele Städte und Kreise in NRW informieren bereits über lokale Vorkommen und Maßnahmen gegen die Asiatische Hornisse; wir setzen uns dafür ein, dass diese Informationen leicht zugänglich sind und laufend aktualisiert werden.
Wir nehmen die Sorgen zur Asiatischen Hornisse sehr ernst und sehen die Ausbreitung dieser invasiven Art als Aufgabe für das ganze Land, nicht für Einzelne. Ziel ist ein wirksamer Schutz von Bienen, Wildinsekten und Ökosystemen, der auf solider Wissenschaft beruht, die Kommunen nicht allein lässt und Ehrenamtliche entlastet, statt sie zu überfordern.