Das Bahn-Desaster – im Kreis Kleve und anderswo: ein Erfahrungsbericht

Der Bahnhof in Kevelaer - Zwischenstation einer Odyssee.

Wenn man einen bösen Plan verfolgen wollte, um die Bahn unattraktiv und kaputt zu machen – im Kreis Kleve könnte man Maß nehmen. Die Meldungen von Zugausfällen, technischen Problemen und Personalmangel nehmen kein Ende – sie nehmen sogar auch nach der Streckenmodernisierung zwischen Kleve und Geldern noch zu.

Heute unterzog ich mich einem unfreiwilligen Selbstversuch: Der Plan war, um 11.38 Uhr von Düsseldorf HBF nach Kleve zu fahren, wo der Zug planmäßig um 13:05 Uhr ankommen sollte. Meine Bahn-App belehrte mich schon vor Abfahrt, das ein – angeblich defektes – Stellwerk bei Geldern den zeitweisen Umstieg in Schienenersatzverkehr notwendig mache und sich die Ankunft in Kleve daher auf 13:24 Uhr verschiebe. Ich dachte „Knapp 20 Minuten länger, das kann auch bei einem Stau passieren“.

Um 11:38 Uhr kam allerdings kein Zug, auch um 11:45 Uhr nicht und um 11:50 Uhr auch nicht. Es gab auch keine Durchsage, ob und wann ein Zug komme, so dass die Fahrgäste ratlos blieben, was los war. Um 11:58 Uhr kam dann der ersehnte Zug und fuhr los.

Als sich der Zug Kerken-Nieukerk näherte, wurde mit einer Durchsage darauf hingewiesen, dass man mit dem bereitstehenden Schienenersatzverkehr an der Straßenkreuzung „Sevelener Straße/Klever Straße“ weiter nach Kevelaer fahren könne. Im Bahnhof gab es dann aber keine Hinweise darauf, wo diese Kreuzung und damit der Abfahrtsort der Busse lag – weder als Durchsage noch als Hinweisschild; Bahnmitarbeitende waren auch nicht anwesend. Ein Blick in Google Maps verschaffte mir die erstaunliche Erkenntnis, dass diese Straßenkreuzung rund 500 Meter vom Bahnhof entfernt lag. Rund 70 Fahrgäste machten sich so dann in einem Fußmarsch mit Gepäck dahin auf.

Die Straßenkreuzung entpuppte sich dann als eine Schnellstraße/Umgehungsstraße, an der weder eine Bushaltestelle noch Fußgängerübergänge existierten. Die Busse fehlten auch. Nach einer Viertelstunde Wartezeit habe ich dann beim Kundencenter der Nordwestbahn angerufen – der Vorwahl nach wohl in Osnabrück. Zu meiner Überraschung erreichte ich auch sofort jemanden, der Rücksprache mit der Fahrdienstleitung halten und mich innerhalb von fünf Minuten zurückrufen wollte. Auf den Rückruf warte ich immer noch.

Dann rauschten doch noch zwei Busse aus Richtung Kevelaer heran, hielten ganz unkonventionell auf dem Seitenstreifen und ließen rund 150 Fahrgäste aus Kevelaer raus. Uns einsteigen wollte man aber nicht lassen: „Wir müssen erst nach Aldekerk fahren, um dort zu drehen“. Mit Hinweis darauf, dass es den rund 70 Fahrgästen nicht zumutbar sei, mit Gepäck und ohne Fußgängerampel die Schnellstraße zu queren, enterten wir den Bus. Dieser fuhr dann erst 4 Kilometer nach Aldekerk, um dort an einer Tankstelle zu wenden und über Geldern nach Kevelaer zu fahren. Nach 20 Minuten fuhr dann dort ein Zug nach Kleve, der dort um 14:40 Uhr ankam – über 1,5 Stunden später als geplant.

Aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr ich, dass das Stellwerk in Geldern nicht kaputt – sondern einfach nur nicht besetzt war: Personalmangel in Verbindung mit Krankheit. Von früh Morgens bis zum späten Mittag mussten alle Bahnfahrenden diesen „Zirkus“ ertragen.

Und ab nächster Woche mache ich Wahlkampf an den Bahnhöfen, um für eine andere Bahnpolitik zu werben. Mehr Infos dann hier.