Streuobstwiesen am Niederrhein – Schutz durch Nutzung

Heute habe ich mit Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen die Privatkelterei van Nahmen in Hamminkeln besucht. Das Jahr 2024 steht dort ganz im Zeichen der Streuobstwiesen, denn vor 30 Jahren wurde es mit Hilfe engagierter Bürger*innen und des Naturschutzbund Deutschland (NABU) gestartet.

Warum sind Streuobstwiesen wertvoll?

Streuobstwiesen sind seit Jahrhunderten ein landschaftsprägendes Element am Niederrhein und im Münsterland. Als Streuobstwiesen bezeichnet man Anpflanzungen hochstämmiger Obstbäume, die meist auf Wiesen und Weiden verstreut in der Landschaft stehen und durch ihren großzügigen Abstand eine Nutzung der Fläche darunter erlauben. Neben der Erzeugung von Obst können Streuobstwiesen so auch als Viehweiden genutzt werden. Sie haben eine hohe Bedeutung für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten, da sie zahlreiche Lebensräume, Nistgelegenheiten, Unterschlüpfe und Nahrungsmöglichkeiten bieten.

Streuobstwiesen – damals und heute

Streuobstwiesen entstanden zu einer Zeit, als die Landwirtschaft und der Obstbau noch nicht vollständig mechanisiert waren. Heimisches Obst hatte zu damaligen Zeiten einen wesentlich höheren Stellenwert als heutzutage. Aufgrund des hohen Aufwands für Pflege und Ernte kam es in den 1960er Jahren zunehmend zur Rodung des alten, hochstämmigen Obstbaumbestandes. Obstwiesen, die einst als Grüngürtel die Dörfer umgaben, gingen durch Ausweisung von Bauland und Gewerbeflächen verloren. Die Versorgung der Bevölkerung wurde zunehmend zu einer Angelegenheit großer Supermärkte, die immer häufiger preiswerte Plantagenfrüchte aus entfernten Regionen anboten.

Aufpreismodell als wirtschaftlicher Anreiz zum Streuobstwiesenerhalt

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Senior-Chef Rainer van Nahmen im Jahr 1994 gemeinsam mit dem NABU (Kreisgruppen Wesel, Krefeld und Viersen) das sogenannte „Aufpreisprojekt“ entwickelt. Mit dieser Initiative hat sich der Betrieb bewusst dazu entschieden, bestehende Wiesen zu bewahren, durch gezielte Veredelungsmaßnahmen zu verbessern und neue Streuobstwiesenbiotope anzulegen. Das Projekt startete damals mit 15 Partnern und ist heute auf über 300 Partner angewachsen!

Ehrung von Aktiven Bürger*innen im Streuobstwiesenschutz

Genießer der sortenreinen Obstsäfte zahlen etwas mehr für die Produkte im Vergleich zu Konsumenten von Säften aus konventionellem Plantagenobst. Diesen Aufpreis gibt der Betrieb an die Obstlieferanten weiter, damit sie ihre Obstwiesen nach Kriterien nachhaltigen Wirtschaftens pflegen und rentabel betreiben können. Im Gegenzug dazu verpflichten sich die Obstlieferanten, ausschließlich reifes und ungespritztes Hochstamm-Obst zu liefern, das auf dem Höhepunkt seines natürlichen Reifeprozesses geerntet wird. Der dadurch hohe gesundheitsförderliche Polyphenolgehalt bleibt durch das schonende Mostverfahren in dem Saft enthalten – ein sehr wichtiger Qualitätsfaktor.

Anlieferung von Streuobst