Klimakrise: Wetter-Extreme häufen sich

Für Laien erscheint es manchmal widersprüchlich: Ein extrem nasses Jahr mit Hochwasser, Starkniederschlagsereignissen und überfluteten Landschaften löst ein Jahr extremer Dürre mit Niedrigwasserständen des Rheins, knapp werdenden Grundwasservorräten ab. Beides sind aber Folgen der langfristigen Klimaveränderungen, die unser Wetter aus dem Lot bringen und uns in Zukunft vor immer größere Herausforderungen stellen. Nachfolgend sollen kurz und knapp die wichtigsten Informationen zusammengestellt und vor allem Handlungsmöglichkeiten zur Klimafolgen-Anpassung für Bürger*innen und das Land vorgestellt werden.

Extremwetter – Was versteht man darunter?

Ob Starkregen, Hitzeperioden, ausbleibende Niederschläge, Stürme oder auch Schneemassen. Unter all diesen Wetterausprägungen leiden Menschen und Umwelt, da es sich um kurzfristige Ereignisse handelt, auf die oftmals weder Natur noch Infrastruktureinrichtungen vorbereitet bzw. angepasst sind. Es gab sie immer – aber sie nehmen durch die Klimakrise an Häufigkeit und Ausprägung zu.

Ursachen & Entwicklungen

Durch Abweichungen innerhalb der gewohnten atmosphärischen Strömungsmuster kommt es häufiger zu stabilen Wetterlagen mit fatalen Folgen. So können andauernde Hochdruckwetterlagen zu extremer Hitze und Dürren führen oder längere Tiefdruckwetterlagen große Schnee- und Regenmassen zu Folge haben.

Hitze-Extreme in Mitteleuropa werden in erster Linie durch Anomalien in den atmosphärische Strömungsmustern und durch Wassermangel im Boden verursacht. Im Gegensatz dazu werden extreme Trockenheiten hauptsächlich durch atmosphärische Anomalien und das Gedächtnis der Bodenfeuchtigkeit (soil moisture memory) verursacht, und nur in geringem Maße durch Veränderungen der Temperatur.

Prognosen & Folgen

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind statistisch gesicherte Aussagen zu Änderungen bei der Temperatur heute schon möglich. Hitzeperioden sind in ganz Deutschland seit 1951 häufiger und intensiver geworden. Die Entwicklung von Starkniederschlagsereignissen vorherzusagen ist deutlich schwieriger. Zum einen variieren solche Ereignisse räumlich und zeitlich stark, zum anderen sind insbesondere in den Sommermonaten konvektive Ereignisse, also die Entstehung von Schauern und Gewittern, relevant, die auf einer Zeitskala von einer Stunde und weniger auftreten. Auch wenn inzwischen Tendenzen zu einer größeren Häufigkeit von Starkniederschlägen in den letzten 65 Jahren zu erkennen ist, ist es aufgrund der geringen Datenverfügbarkeit bisher noch nicht möglich, statistisch gesicherte klimatologische Aussagen über Änderungen von Starkniederschlagsereignissen zu treffen.

Aufgrund physikalischer Gegebenheiten kann wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen als kältere Luft. Deshalb sind bei Erwärmung und weitgehend gleichbleibender relativer Luftfeuchte grundsätzlich auch mehr Niederschläge zu erwarten. Infolge der geänderten meteorologischen Verhältnisse ist mit einer Intensivierung der wolken- und niederschlagsbildenden Prozesse zu rechnen. Die unter derartigen Bedingungen fallenden Starkniederschläge würden dann im Vergleich zum erhöhten Wasserdampfgehalt der Luft sogar überproportional zunehmen. Von ⁠Starkregen⁠ spricht man bei großen Niederschlagsmengen in relativ kurzer Zeit, was zu schnell ansteigenden Wasserständen und Überschwemmungen führen kann und häufig einhergeht mit Bodenerosion.

Schäden & Folgekosten

Exakte Zahlen zu volkswirtschaftlichen Schäden durch Klimafolgen sind nur schwer abschätzbar.

Allein materielle Schäden an Infrastruktureinrichtungen haben durch Extremwetterlagen in den letzten Jahren stark zugenommen. Nicht eingerechnet sind Folgeschäden etwa durch belastete Abwässer, Bodendegradation, land- und forstwirtschaftliche Schäden bis hin zu Einschränkungen bei der Binnenschifffahrt oder bei Produktionsprozessen.

Ebenfalls können für die Gewinnung und Aufbereitung von Trinkwasser aufgrund sinkender Wasserspiegel höhere Kosten entstehen.

Für die Versicherungswirtschaft war das von Sturmtief „Bernd“ ausgelöste Hochwasser im Aahrtal und Teilen der Eifel im Jahr 2021 mit 206.000 anerkannten Schäden und einem Gesamtschaden von 8,75 Mrd. € die bislang folgenschwerste Naturkatastrophe in Deutschland.

Nach der Ahrtal-Katastrophe richtete der Bund ein Sondervermögen „Aufbauhilfe 2021“ ein. Dafür wurden Kredite über 30 Milliarden Euro eingeplant. Das Geld bekommen die betroffenen Bundesländer mit der Auflage, ebenfalls Gelder bereitzustellen. 

Handlungsoptionen

Die Reduzierung von Folgen der Klimakrise und wirksame Anpassungsmaßnahmen müssen als Querschnittsaufgabe auf allen Entscheidungsebenen begriffen werden.

Alle Politikfelder sind beteiligt und können einen Beitrag leisten. Die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen erfordert sowohl internationale Anstrengungen als auch lokale Lösungen.

Mit der Erstellung und Umsetzung von Strategien zur besseren Anpassung an die Folgen der Klimakrise sind viele Kommunen derzeit beschäftigt. Hitzepläne mit Informationen über kühle Orte oder auch die Bereitstellung von öffentlichen Wasserspendern können aber nur die Symptome lindern. Eine klimaangepasste Stadt- und Raumplanung muss die Entstehung von Hitzestau ebenso wie das Abfliessen und Versickern von Starkregen in den Blick nehmen.

Als ein wirksames Instrument gegen Hochwasserschäden haben sich schon lange intakte Auenlandschaften mit entsprechenden Überflutungsflächen (Retentionsräumen) erwiesen. Die fortschreitende Versiegelung von Flächen in Tallagen ist hingegen kontraproduktiv. Viele Bäche und Flüsse haben aufgrund baulicher Hindernisse nicht mehr den Raum, der es ihnen ermöglicht bei steigenden Pegelständen entsprechende Wassermassen in die Fläche zu verteilen.  

Um ein schnelles Abfließen von Niederschlagswasser zu verhindern, versuchen immer mehr Region Maßnahmen zu entwickeln, um Funktionen von „Schwammlandschaften“ oder auch „Schwammwälder“ zu fördern.

Quellen