Baumschutz als Symbol: Die Klima- und Biodiversitätskrise wird nicht ernst genommen

3,5 Hektare Wald sollen am Reesermeer gerodet werden.

Natürlich kann es Gründe geben, Bäume zu fällen: Verkehrssicherung an Straßen und Bahnstrecken, und die wirtschaftliche Nutzung des Holzes gehören dazu. Sogar aus Naturschutzgründen werden regelmäßig Bäume gefällt, um Offenland-Lebensräume zu erhalten. Bei der Rodung von 3,2 Hektar Wald am Reesermeer gibt es diese Gründe aber offenkundig nicht.

Fridays for Future Rees (FFF) veranstaltete am 4. Februar 2022 eine Mahnwache am Reesermeer, um gegen die sinnlosen Rodungsarbeiten zu protestieren.

Die Öffentlichkeit kann erwarten, dass die Stadt Rees im Vorfeld einer solchen Maßnahme darüber informiert und auch die Notwendigkeit kritisch diskutiert wird. Die Bevölkerung und besonders die in Fridays for Future Rees (FFF) organisierten jungen Menschen sind zurecht sensibel dafür, wenn ohne vernünftigen Grund und scheinbar ohne nachzudenken Natur zerstört wird und die Klimakrise befeuert werden. Die nachträgliche Erklärung der Stadt, es handele sich um eine „ganz normale pflegerische Maßnahme“ und die „Gefährdung durch im Wald befindliches Totholz“ erfordere dieses Vorgehen, wirkt vorgeschoben.

Mahnwache von FFF Rees an der Rodungsfläche am Reesermeer.

Auch die schrittweise Beschädigung und Zerstörung des alten Baumbestandes im Umfeld der neuen Rettungswache des Kreises Kleve in Emmerich ist ein Dokument der Gedanken- und Verantwortungslosigkeit: von Beginn wurde auf den Bestand der sehr alten und wertvollen Bäume auf dem Baugrundstück hingewiesen. Es wurde versichert auf diesen werde Rücksicht genommen. Das Gegenteil war dann der Fall: im direkten Wurzelbereich wurden im letzten Sommer Erdarbeiten und Versiegelungsarbeiten durchgeführt – man sieht den verbliebenen alten Bäumen an, dass sie sterben werden. Die Kronen sind schon licht geworden und Äste sterben ab.

Bauarbeiten im Wurzelteller einer alten Blutbuche an der neuen Rettungswache des Kreises Kleve in Emmerich im September 2021.

Diese Beispiele belegen ein viel größeres Problem, was nicht nur im Rathaus von Rees, sondern auch in der Kreisverwaltung Kleve und an vielen anderen Stellen besteht: Das Ausmaß der Klimakrise und der Naturzerstörung, die dadurch verursachte, existenzielle Bedrohung von uns Menschen wird immer noch ignoriert und verkannt. Man glaubt, mit wenigen Alibimaßnahmen und symbolischen Aktionen die Bevölkerung beruhigen und ansonsten weiterzumachen zu können wie bisher.

Da beschließt der Klever Kreistag vor einem Jahr die Einrichtung einer Stabsstelle Klimaschutz mit zwei Stellen (schon das zu wenig, aber immerhin), um die zahlreichen Aufgaben des Klimaschutzes voranzutreiben – und bis zum heutigen Tag, sind die Stellen nicht besetzt. Ein verlorenes Jahr. In der Finanzkrise wurden Rettungspakete für die Banken in drei Tagen im Bundestag verabschiedet. Die Rettung des Planeten ist wohl nicht so wichtig. Natürlich kann man einwenden, dass diese kleine Maßnahme völlig unerheblich für den Klimaschutz sei. Mit dem gleichen Grund könnte auch jeder Steuerzahler sagen, dass seine Steuern im Vergleich zu der Gesamtmenge der Steuern völlig unerheblich ist und er daher keine zu zahlen brauche. Funktionieren wird der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen nur dann, wenn wir konsequent auch im kleinen Klima- und Naturschutz machen. Ohne die Aktionen engagierter Bürger:innen wie die Baumfreunde Emmerich und Fridays for Future (FFF) sind die notwendigen Änderungen im Verhalten von Politik und Verwaltung nicht denkbar.

Bei der Neubau der Rettungswache des Kreises Kleve wurde wertvoller Baumbestand zerstört. Die Kronen der alten Bäume werden licht und Äste sterben ab – der Beginn des Absterbens der ganzen Bäume.